Tagebuch: Corona im April

Mein Leben hat sich in den vergangenen Wochen fast unmerklich entschleunigt, obwohl eigentlich alles so ist, wie vorher, außer dass die Trauungen nicht stattfinden und ich keine Vereinstermine habe. Die Kennenlern-Termine und Hauptgespräche sind (zu meiner großen Erleichterung) nicht weniger geworden und das Schreiben und Organisieren auch nicht. 

Trotzdem habe ich mehr Zeit und kann Projekte, die schon länger liegen angehen und „Notfällen“ helfen, wie zum Beispiel Freunden beim Aufsetzen ihrer gecrashten Website.

Heute Nachmittag hatte ich das weit entfernteste Kennenlernen aller Zeiten: 

Von Saarbrücken nach Dubai. Hätte ich es nicht vorher gewusst, wäre mir nicht aufgefallen, dass ich in Dubai bin, hätte auch Kaltnaggisch sein können😊

Auf alle Fälle werden wir uns im Frühjahr 2021 sehen - nicht in Dubai, sondern im Saarland und wir werden einen kleinen, supersüßen Jungen in der Familie willkommen heißen. Ich freu’ mich schon sehr auf diese Familien-Zeremonie!

Wenn ich in meinem Büro im 1. Stock sitze, dann fühlt es sich an, als wäre alles wie immer: Mein Schreibtisch ist da - mit allem, was ich zum Arbeiten brauche, die Fotos von vergangenen Trauung stehen und hängen um mich herum, der Wand-Kalender mit den ursprünglich geplanten Trau-Terminen 2020 ist unverändert. 

Irgendwie schön und seltsam zugleich.

Wenn ich dann aber aus meinem Fenster auf die Straße schaue, sehe ich, dass es nicht mehr so ist, wie immer: Es sind viel weniger Autos und Menschen unterwegs. Und fast jeder trägt einen Mundschutz und Handschuhe. Niemand bleibt stehen zum Plauschen, alle schauen auf den Boden und scheinen sich zu beeilen.

Die neue Wirklichkeit besteht wohl aus beidem - aus meiner alten und aus der neuen Realität und die Aufgabe ist es vielleicht beides gut miteinander zu verbinden.

Ich bin zurück in meinem Büro. Heute erst einmal nur für ein paar Stunden.

Es fühlt sich sehr gut an, ich kann mich hier von den Corona-Gedanken lösen und arbeite konzentriert. Außerdem ist mein Häuschen echt hübsch.

Ich sitze ein bisschen auf der Büro-Terrasse, schaue auf den grünen Dschungel, der irgendwann mal wieder ein Garten werden soll (eigentlich wäre der Außenbereich in diesem Frühjahr aufgehübscht worden) und ich denke darüber nach, was für ein Geschenk dieser Rückzugsort ist.

Ich verspreche mir, jetzt wieder jeden Tag hier zu sein!

Bis vor wenigen Tagen war ich eine Frühaufsteherin: Mit den ersten Zeichen des neuen Tages bin ich aus dem Bett gehüpft und habe losgelegt. Heute fällt mir auf, dass mein Elan und meine Lust am frühen Aufstehen bestimmt schon seit einer Woche fehlen.

Ich kann mich zwar verstehen, aber ich finde es nicht gut! Meine Energie, mein Elan und mein Kampfgeist müssen wieder her. Mein Plan: Ich wage einen kleinen Schritt in meine Normalität und lagere morgen meinen Arbeitsplatz wieder in mein Büro aus, wo ich ja auch keinen direkten Kontakt zu anderen Menschen haben. Ja, so mache ich’s, vielleicht hilft es…

Am Nachmittag sitzen wir auf der Terrasse und spielen "Siedler von Catan“. So eine schöne Auszeit haben wir uns vor Corona nicht erlaubt, weil immer etwas wichtiger war. Schade, oder?! Ich genieße es sehr - und gewinne :-)

Seltsam, es gibt über diesen Tag kaum etwas zu berichten. Wenig passiert, wenig nachgedacht… Ich sitze den ganzen Tag am Schreibtisch und arbeite hier ein bisschen, da ein bisschen: Suchmaschinen Optimierung der Webseite, Mails beantworten, August-Trauung weiter schreiben, noch mal alle verschobenen Termine im Kalender prüfen.

Und schwups - endet der Tag mit einer kleinen Konfetti Komplizen Konferenz per Video. Das war’s auch schon. Nicht sehr spannend, aber für mich ganz wohltuend. 

Das war keine gute Nacht. Ich bin super müde und brauche erst einmal ein wenig Zeit (und Kaffee), bis mein Kopf wieder funktioniert.

Am Schreibtisch angekommen habe ich gleich mal einen emotionalen Hänger: Die verschobenen Hochzeiten schlagen mir ordentlich auf’s Gemüt! Ich hab’ sooooo viel Lust, die Trauungen, die alle schon fertig auf meinem Rechner liegen, zu halten. Es ist ganz schön frustrierend… Aber jammern hilft ja nix! Ich hebe mir meinen Bock auf die Trauungen auf, bis es soweit ist und wir wieder loslegen können. Zur Überwindung meines Hängers mache ich die Musik laut, tanze ein bisschen durch’s Home Office und mache dann einfach weiter. 

Heute sehe ich ein August-Brautpaar wieder und wir planen ihre Trauung in einer Weinscheune weiter. Die beiden erzählen mir aus ihrem Leben und ich freue mich beim Zuhören schon darauf, morgen mit dem Schreiben anzufangen.

Direkt im Anschluss lerne ich ein neues Brautpaar kennen, das 2021 heiraten wird. Diese neuen Kennenlernen tun mir aktuell sehr gut, denn sie geben mir das Gefühlt, dass es weitergehen wird. Es wird eine "Zeit danach" geben. Ganz bestimmt! Oder?

Mein Tag startet schön sonnig und motiviert. Ich baue meinen Arbeitsplatz draußen auf. Huiiii, ganz schön stürmig - draußen und in meinen Nachrichten: Heute spreche ich mit einigen Brautpaaren über Plan B und Plan C. Ich aktualisiere ständig meinen Kalender, um nicht den Überblick zu verlieren. Dann schalte ich alles aus und schreibe an einer Juni Trauung weiter.

 Den Gedanken, dass sie vielleicht nicht stattfinden kann, blende ich aus. Wir wissen es einfach noch nicht und ich mag nicht zu den Besserwissern, Schwarzmalern und Prognosenerstellern gehören. Die nächsten Entscheidungen werden um den 30. April herum gefällt und bis dahin warte ich geduldig.

Am frühen Abend startet ein kleiner Video-Call-Marathon: Schöne Gespräche, aufgeschlossene Menschen und eine am Ende müde Nadine.

Die gefüllten Pfannkuchen kommen da gerade recht - soul food and good night.

Ich lerne heute Morgen eine sehr sympathische Braut kennen, die wegen der aktuellen Beschränkungen einen neuen Hochzeitsplan gefasst hat: Im Mai zu zweit standesamtlich heiraten und im Herbst dann das Hochzeitsfest mit allen Gästen und mit einer freien Trauung inkl. Willkommensfeier für den kleinen Sohn. Das war ein sehr schönes, entspanntes Gespräch und ich freue mich riesig die Familien bei ihrem Plan B zu unterstützen!

Der restliche Tag ist ein echter Samstag: Putzen, aufräumen, Blümchen umpflanzen, im Garten arbeiten und zum Abschuss der Klassiker natürlich: Grillen.

Wie so oft in den letzten Wochen, endet der Tag mit Harry Potter. Denn eins ist ganz klar: Harry Potter geht immer!

Gerade jetzt merke ich, wie viel besser ich arbeite, wenn ich mir morgens eine Struktur verpasse: Was ist zu erledigen? Was dauert wie lange? Welche Reihenfolge der Aufgaben macht Sinn? Mit so einer Liste auf dem Schreibtisch bin ich 100% produktiver, als ohne!

Weniger gut, als das Arbeiten, läuft heute der Lebensmittel-Einkauf. Die Stimmung der Menschen ist extrem negativ. Ich fühle mich beobachtet und bewertet und bin sehr froh, als ich wieder zu Hause bin. 

Am Abend treffe ich mich mit einer Freundin auf einen Facetime-Wein. Wir haben uns sehr lange nicht mehr gesehen oder gesprochen und stellen beide fest, dass wir so vertraut miteinander sind, wie eh und je. Danke, für den schönen Abend. Das schreit nach einer schnellen Wiederholung

So, die Marschroute bis 03.05. steht fest und lässt meine Brautpaare und mich weiterhin wartend zurück. 

Der Tag ist gut gefühlt mit vielen Gesprächen & Mails. Und erneut stelle ich fest, dass ich meine Brautpaare toll finde und von Herzen gerne unterstütze!

Heute erreichen mich zahlreiche neue Anfragen. Da ist alles dabei: freie Trauungen, Willkommensfeier, eine Kombi aus beidem, wegen Corona-Verschiebung, in diesem Herbst, im nächsten Jahr… Voll toll! Jede einzelne Anfrage und jeder Kontakt macht mir Mut: Es wird weitergehen und wir werden nicht immer nur bangen! Danke an alle, die jetzt die Zukunft im Blick haben und weiterdenken.

Am Abend bin ich total leer geredet und unendlich dankbar für alle, mit denen ich heute im Kontakt war!

Was für eine Nacht! Ich habe unfassbar schlecht geschlafen und starte dementsprechend zerknautscht in den Tag. Nach ein paar Tassen Kaffee und Marmorkuchen zum Frühstück wird es besser.

Am Schreibtisch widme ich mich sehr intensiv meiner Webseite und dem Thema SEO. Alles klar, da bin ich zu Hause.

Der Kontakt mit meinen Brautpaaren ist und bleibt ein großes Geschenk! 

Am späten Nachmittag, nach meiner Laufrunde, warte ich gespannt auf die PK der Bundesregierung. Die Entscheidungen bringen für den Bereich „private Veranstaltungen“ erst einmal nichts Neues bis 03. Mai.  Mal schauen, wie die konkrete Umsetzung im Saarland sein wird.

Ich bleibe bei meiner Erkenntnis: Ich kann nichts machen, außer mich in Geduld zu üben, einfach weiterzumachen und natürlich alle Hygieneregeln einzuhalten, damit wir bald wieder die Liebe & das Leben feiern können!

Mit Hoffnung im Herzen starte ich in den Tag. Fühlt sich gut an! Das sehr dosierte Konsumieren von Nachrichten tut mir wirklich gut und ausreichend informiert fühle ich mich auch. Ob sich in der Woche ein wenig klärt, wie es weitergeht?! 

Unser WG-Mitbewohner hat heute Geburtstag und natürlich gibt’s einen bunten Geburtstagskuchen.

Putzen & Laufen sind inzwischen fester Bestandteil meines Tagesablaufs. Interessant, wie schnell sich neue Gewohnheiten etablieren. Heute ist überall Ruhe - außenrum und in mir.

In den vergangenen Jahren war Ostern immer eine gute Zeit, um entweder zu renovieren, im Garten zu wühlen, oder um einen Ausflug nach Belgien zu machen. Ostern 2020 ist vielleicht das faulste Ostern, das ich je hatte: Kochen & backen, reden & Harry Potter Filme anschauen, tele- & videofonieren, ausschlafen & Mittagsschlaf machen. Das war gut! 

Und jetzt ist Ostern vorbei und es geht wieder weiter - in eine neue Woche mit Corona. Und in eine Woche, die uns vielleicht ein wenig aufzeigt, wie es in nächster Zeit weitergehen kann. Ich bin gespannt und motiviert. Und ich freue mich auf die bisher geplanten sechs Video-Calls in dieser Woche mit „alten & neuen“ Brautpaaren. Und wer weiß: Vielleicht kommt ja noch das eine oder andere Treffen dazu… Ich bin auf jeden Fall bereit!

Heute ist Tag 30 in meiner Corona-Zeitrechnung. In diesen 30 Tagen hatte ich einige Höhen und Tiefen und jetzt scheine ich in der Mitte angekommen zu sein. Hoffentlich bleibe ich da!

Mein Morgen startet wieder im Garten. Der Kaffee ist lecker. Es ist ganz ruhig, nur die Vögel pfeifen vor sich hin. Der Morgen ist schon immer meine Lieblingsageszeit gewesen und jetzt ist er irgendwie besonders schön.

Unser Osterplan ist gefasst - kulinarisch und arbeitstechnisch. Ich habe vor viel zu kochen, zu backen, zu essen und leckeren Wein zu trinken. Ich werde Menschen digital treffen und Trauungen schreiben. Es ist ein guter Plan!

Heute sehe ich ein Brautpaar wieder, das ich schon seit fast 1,5 Jahren kenne und das Ende Juli heiraten möchte (wird!). In den vergangenen Monaten sind wir uns an meinem Messestand und im Büro ziemlich häufig begegnet . Dass wir uns mal auf eine Art wie heute treffen würden, um über Plan B und Plan C zu sprechen, haben wir alle drei nicht gedacht. Trotz der Situation ist es ein fröhliches und offenes Gespräch und ich bin einmal mehr dankbar für die vertrauensvolle Ebene, auf der meine Brautpaare und ich unterwegs sind!

Besser. Ich wache auf und denke gleich: Besser. Alles wird besser! Ich brauche nur Geduld und Vertrauen. Und beides habe ich. Also - auf in den Tag!

Ich erledige den Oster-Einkauf. Nach ungefähr 2 Wochen bin ich wieder in einem Supermarkt und finde es verstörend, wie einkaufen zur Zeit ist und welche Stimmung die Leute verbreiten. Außer die nette junge Frau an der Kasse: Sie lächelt mich an und schaut mir beim obligatorischen „Frohe Ostern“ in die Augen. Ich glaube ihr.

Dann wird geputzt und geräumt. Super Tätigkeit! Bisschen Schreiben geht auch noch heute. Prima!

Abends sitzen wir auf dem Sofa und schauen alte Fotos an. Hat sich so ergeben und ist echt schön! Unsere Hochzeitsbilder sind auch dabei und wir stellen fest, dass wir am 31.Juli etwas zu feiern haben: 10 Jahre verheiratet. Wie wunderbar!

Der Tag beginnt mit einem Morgen-Kaffee auf der Terrasse. Herrlich! Und von da an geht’s bergab: 

Es ist ein richtiger Sch…Tag! 🤬😠😭👿☠️️

Ich grübele und male mir immer schlimmere Szenarien aus, was in den nächsten Monaten in meinem Leben passieren kann. Um das zu beenden schnüre ich meine Turnschuhe und versuche die schlechten Gedanken wegzulaufen - hilft nix, ganz im Gegenteil. Nach dem Laufen bin ich noch pessimistischer. Ich glaube, das ist mein bisher tiefstes Tief in der Corona-Zeit.

Ich will mein normales, sorgfältig geplantes Leben wieder haben. Ich will wissen, was nächste Woche, nächsten Monat, im Herbst und später sein wird! Ich will nicht warten und unwissend hoffen.

Um dem Gedankenkarusell zu entkommen, räume ich meinen Kleiderschrank von Winter auf Frühling um (die nicht aktuelle Jahreszeit ist immer im Keller). Das beruhigt mich ein wenig. Ein abendliches Gespräch tut auch gut, weil manchmal einfach alles raus muss.

Der Gedanke zur Nacht: Morgen ist ein neuer Tag, der es verdient das Beste aus ihm zu machen!

Der Tag startet mit putzen und dem Schreiben einer Juli-Trauung. 

Und dann zieht es mich raus in die Sonne. Ich laufe eine große Runde - knapp 7 Kilometer sagt mir mein Telefon. Die Bewegung, der sichtbare Frühling, die Sonne und die Ruhe tun mir sehr gut.

Mit einem ganz leichten Sonnenbrand im Gesicht und einer leckeren Tasse Kaffee, setze ich mich wieder an den Terrassen-Schreibtisch und arbeite noch ein bisschen vor mich hin. Ein ruhiger Tag mit ruhigen Gedanken geht so zu Ende. Und eine Nacht mit gigantischem Mond und dementsprechend verrückten Katzen beginnt...

Der Morgen startet gut: Ich höre in den Nachrichten mehrfach das Wort „rückläufig“. Und in meinem Postfach ist eine Zusage für eine September-Trauung von einem sehr sympathischen und interessanten Paar, das ich in der vergangenen Woche kennengelernt habe. Das kann nur ein guter Montag werden!

Und so ist es auch: 

Ich arbeite konzentriert und effektiv, schreibe vor mich hin, stelle einen leckeren Smoothie her, kümmere mich um meine Mini-Pflänzchen und breche am Nachmittag nach längerer Zeit mal wieder zu einem Dorfrundgang auf. Es läuft sich eigentlich wie immer, außer dass an ganz vielen Fenstern Regenbogen Bilder kleben, und dass die Autobahn nicht zu hören ist. Trotz Feierabendverkehrszeit.

Ich beschließe ab jetzt wieder regelmäßig zu laufen. Ihr werdet erfahren, ob ich mich an mein Vorhaben halte 😅

Früher, also vor Corona, hatte ich selten an einem Sonntag ein Sonntagsgefühl. Es war oft ein Arbeitstag zu Hause oder ein Tag voller Termine. Das ist jetzt anders: Ich schlafe aus, freue mich über den Sonnenschein im Garten, backe Waffeln, mache Mittagsschlaf, entdecke die Ruhe eines alten Hobbys wieder und fühle mach ganz sonntagtäglich.

Habe ich wirklich einen positiven Aspekt dieser Zeit für mich entdeckt?!

Ich habe, gefühlt seit Wochen, endlich mal wieder richtig gut geschlafen und wache sehr erholt auf. Vielleicht akzeptiere ich Corona jetzt?!

Voller Elan starte ich den Tag, will schreiben und Fenster putzen, eine September Trauung finalisieren und wieder anfangen zu stricken. Und dann schneide ich mir in den Finger - blute wie Sau, natürlich haben wir kein Pflaster und ich muss zur Nachbarin. Ganz toll! 

Nach Blut-Stillung und Wund-Versorgung durch Dr. M ist der Tag für mich gelaufen. Ich fotografiere noch ein paar neue Produkte für die Konfetti Komplizen und bekomme nicht viel mehr hin. Grrrmpf!

Aladdin kommt abends zu Besuch, bringt eine Tüte Chips mit. Ich freue mich über diesen schönen Film, schlafe mal nicht auf der Couch ein und ich hoffe auf den morgigen Tag!